"Kindle spricht man Kindel, das klingt für deutsche Ohren nach Kindchen, sehr nett, sehr niedlich, auch wenn sich hinter dem englischen Begriff ein kalter Computer verbirgt. Kindle ist ein Lesegerät für Bücher und neuerdings sogar für Zeitungen. Kindle ist aber noch mehr, Kindle ist Anmaßung. Denn übersetzt heißt das Wort anzünden, anfachen. Das Gerät behauptet also, es sei so etwas wie der Grillanzünder der Bücherwelt. Ohne Kindle sind literarische Texte nichts als kalte Kohlen. Erst wenn sie auf seinem Bildschirm aufscheinen, erwachen sie zum Leben, beginnen sie zu leuchten und können ihre ästhetische Hitze entwickeln. Allein Kindle sei Dank können wir uns an Büchern entzünden! Erst die Technik gebiert den Geist! Es zündelt also mächtig im Wörtchen Kindle. Alle alten Ideen vom Buch aus Papier lässt es in Flammen aufgehen. Und lang wird's nicht mehr dauern, dann nennen wir das Weihnachtsbuchgeschäft nur noch Christkindlemarkt."
Von: Hanno Rauterberg, Die Zeit, 07.05.2009
Donnerstag, 14. Mai 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen