Sonntag, 31. Mai 2009

Kindle 1 vs. Kindle 2

Mich überrascht es immer wieder, dass so viele Leute teure Versionen 1.0 von Geräten kaufen. Jedem ist doch klar, dass die 1.0er voller Bugs, Macken, schlicht und ergreifend: unausgereift sind. Auch im Bezug auf Design:


Der Kindle 1 sieht ungleich unsymmetrischer aus. Das Design ist unruhig, das Plastik wirkt billig, das Display ist schlechter (4 Graustufen vs. 16 Graustufen). Der iPodisierte Kindle 2 dagegen ist schon recht hübsch. Auch der neuste Anbieter von Ebooks, Cool-er, hat verstanden, dass das Ebook mehr ist als ein Textanzeigegerät. Es ist ein Accessoire.
Doch zurück zur Frage, warum kaufen einige ungeduldige Leute (sog. 'early adopters') überhaupt noch die ersten unausgereiften Versionen? Sei es nun Kindle, iPhone oder vor einigen Jahren ein Navigationsgerät, obwohl längst klar war, dass die nächste Version eine automatische Stauerkennung hat und bei der man nicht erst 15 Minuten im Kreis fahren muss, bis eine Satellitenverbindung hergestellt ist.
Es fällt auf, dass die early adopters in den USA wohl am zahlreichsten ist, was wahrscheinlich sowohl daran liegt, dass das meiste technologische Zeug dort erfunden wird, aber auch, dass "neu" in der amerikanischen Kultur einen Wert an sich darstellt.
Dementsprechend reagieren auch Firmen darauf, indem sie meist die erste/Beta-Version erst einmal in den USA herausbringen und erst mit der nächsten Version den Rest der Welt erobern. Außer Google, bei denen ist alles "Beta", schon aus Versicherungsgründen. Aber dafür bezahlt auch niemand 400 Dollar.

Die wichtigen Veränderungen in Kürze:
  • zunächst eine Nicht-Veränderung: das Display ist gleich groß geblieben (6 inch) - aber für Größenwahnsinnige (= Studenten und Wissenschaftler) gibt es jetzt das Kindle DX
  • die Tasten sind kleiner, aber trotzdem leichter zu bedienen
  • das Rädchen zum Scrollen wurde ersetzt durch einen Joystick
  • alle Prozesse (Navigation, Umblättern etc.) geht schneller
  • die Vorlesefunktion (die Deklaration als "experimental feature" heißt hier wohl soviel wie "beta")
Die gute Nachricht lautet also: der Kindle 2 ist viel besser als der Kindle 1. Man wäre blöd, nicht darauf gewartet zu haben.
Die schlechte Nachricht lautet: der Kindle 3 wird noch viel besser sein. Und ich werde blöd sein, nicht darauf gewartet zu haben.

Sonntag, 24. Mai 2009

Es gibt es noch, das Wachstum

Um die Wartezeit auf mein ganz persönliches elektronisches Lesegerät zu überbrücken, halte ich mich (und die werten Leser dieses Blogs) mit Statistiken bei Laune.
Voilà:
Gerade kamen mal wieder neue Zahlen aus Nordamerika von der AAP (Association of American Publishers) und dem IDPF (International Digital Publishing Forum), die wiederum von 12-15 Verlagen deren Verkaufszahlen bekamen.
Im März 2009 wurden $ 10.000.000 Dollar mit Ebooks umgesetzt (bei solchen Zahlen bekommen deutsche Verleger gerne schon mal Herzrasen), das entspricht einer Steigerung von 110,4% im Vergleich zum Vorjahr (März 2008 waren es noch 4,7 Mio.).
Das ergibt eine sehr hübsche Kurve, die hier zu bewundern ist. Da lacht das rezessionsgebeutelte Verlegerherz.

Dienstag, 19. Mai 2009

Vorfreude

So, mein ganz persönlicher Kindle ist nun bestellt und wird voraussichtlich am Freitag das Haus der Schwiegergroßeltern erreichen, wo ich ihn dann bald in die Arme schließen kann.
Und dann gibt's first-hand Erfahrungsberichte!

Montag, 18. Mai 2009

Überraschende Zahlen zum Kindle

E-books polarisieren. Untergang des Abendlandes vs. große Hoffnungen in die Literatur 2.0 und die Erschließung des jungen, interaktivmediensüchtigen Publikums.
Umso besser mal ein paar handfeste Zahlen (ja, die Zahlen kommen aus den USA und beziehen sich nur auf den Kindle) zu bekommen.

Drei große Überraschungen waren für mich dabei:
  1. Die größte Lesergruppe sind nicht die Computer-Kids oder die digitale Bohème aus Twentysomethings und Thirtysomethings sondern "ältere Leser".
  2. Dementsprechend dominieren Romane die Kindle Downloads (80% der Top 25 Kindle Bestseller sind Romane und 75% der Top 100). Romane machen beim Kindle somit einen größeren Teil aus, als bei den 'physischen' Buchverkäufen Amazons.
    In Anbetracht dieser Tatsache war es entweder sehr klug, den Kindle DX (der Kindle in Übergröße, der vor allem für Fachbücher und Zeitungen gedacht ist) auf den Markt zu bringen, oder sehr dumm.
  3. Klassiker machen einen großen Teil der Verkäufe im Kindle-Format aus. Genaugenommen sind 35% aller verkauften Kindle-Romane Klassiker! (Im Vergleich zu 14% der konventionellen Verkäufe)
Außerdem belegen die neuen Zahlen, die Amazon CEO Jeff Bezos letzte Woche der Öffentlichkeit präsentierte (und die Publishers Marketplace im Gespräch mit zahlreichen Verlagen überprüft und bestätigt hat), dass der Kindle vom amerikanischen Markt sehr, sehr gut aufgenommen wurde.
  • 35% aller Bücher, von denen es Kindle-Ausgaben gibt, werden als Kindle-Ausgaben gekauft. (Das ist dreimal so viel wie im Oktober 2008 und Februar 2009)
  • Die Verkaufszahlen von Kindle-Ausgaben haben sich von Februar zu März 2009 verdoppelt. (Die kostenlosen Downloads ausgeschlossen.)
Dennoch, einige Fragen bleiben offen:
  • Welchen Anteil an den Downloads machen die iPhones aus?
  • Amazon hat auch noch keinerlei Auskunft zu den Verkäufen von Kindle-Lesegeräten gegeben. Experten gehen von einer Zahl zwischen 900.000 und 1.000.000 (Kindle 1 + Kindle 2) aus.
  • Kaufen Kindle-Besitzer alternativ oder zusätzlich zum guten alten Buch? Letztes Jahr hatte Amazon eine Statistik veröffentlicht, dass Kindle-Besitzer weiterhin die selbe Anzahl an gedruckten Büchern kaufen, aber zusätzlich (pro Monat nehme ich an) 1,6 - 1,7 elektronische Bücher. Aber, wie gesagt, dass sind alte Zahlen und seitdem hat sich viel getan. Es wäre an der Zeit, diese Statistik auf den neusten Stand zu bringen.
Fazit: Frührentner lesen auf ihrem Kindle die Odyssee und kaufen dennoch nach wie vor die selbe Anzahl an gedruckten Büchern bei dem Buchhändler ihres Vertrauens.
Irgendwie hatte ich mir den Untergang des Abendlandes anders vorgestellt.

Samstag, 16. Mai 2009

Blogs für Kindle verfügbar machen

Blogger können nun ihr Blog auch für den Kindle verfügbar machen und dabei - so verspricht Amazon - sogar über Abonnements Geld verdienen! Nun ja, für die Meisten von uns springen am Ende wahrscheinlich nur Centbeträge dabei heraus. Aber es gilt das olympische Motto.

Zur Registrierung geht' s hier!

Donnerstag, 14. Mai 2009

Artikel: Wörterbericht oder 'Der Grillanzünder der Bücherwelt'

"Kindle spricht man Kindel, das klingt für deutsche Ohren nach Kindchen, sehr nett, sehr niedlich, auch wenn sich hinter dem englischen Begriff ein kalter Computer verbirgt. Kindle ist ein Lesegerät für Bücher und neuerdings sogar für Zeitungen. Kindle ist aber noch mehr, Kindle ist Anmaßung. Denn übersetzt heißt das Wort anzünden, anfachen. Das Gerät behauptet also, es sei so etwas wie der Grillanzünder der Bücherwelt. Ohne Kindle sind literarische Texte nichts als kalte Kohlen. Erst wenn sie auf seinem Bildschirm aufscheinen, erwachen sie zum Leben, beginnen sie zu leuchten und können ihre ästhetische Hitze entwickeln. Allein Kindle sei Dank können wir uns an Büchern entzünden! Erst die Technik gebiert den Geist! Es zündelt also mächtig im Wörtchen Kindle. Alle alten Ideen vom Buch aus Papier lässt es in Flammen aufgehen. Und lang wird's nicht mehr dauern, dann nennen wir das Weihnachtsbuchgeschäft nur noch Christkindlemarkt."
Von: Hanno Rauterberg, Die Zeit, 07.05.2009

Montag, 11. Mai 2009

Gerüchteküche: Kindle Launch in Deutschland

Amazon sei dabei, den Launch des Kindle für Deutschland vorzubereiten. So weit, so unspektakulär. Ist doch der deutsche hinter dem englischsprachigen Buchmarkt der zweitgrößte weltweit. Und bislang hat Amazon das E-Book Geschäft hierzulande völlig der Sony-Libri-Thalia-Allianz überlassen. Dass dies nicht ewig so bleiben wird, davon ist auszugehen.

Viel interessanter ist der Grund, der für diese Vermutung angegeben wird:
Auf Amazon.com sei nämlich schon 1 (sic!) deutschsprachiges E-Book zu erwerben. Ein medizinisches Fachbuch in deutscher Sprache.

Na dann, klarer Fall! Der Kindle kommt!
Ich hoffe trotzdem, dass Amazon bis dahin noch ein wenig an der Programmvielfalt arbeiten wird.

Freitag, 8. Mai 2009

Kleine Presseschau zum E-Book und Artikelempfehlung

Bin im Netz auf einen sehr interessanten Artikel im Wall Street Journal gestoßen, der - im Unterschied zu den meisten deutschen Artikeln - mit dem Aufstieg des E-Books weder den Untergang des Abendlandes gekommen sieht, noch die aufklärerische Befreiung der Autoren und deren Werken (z.B. Jürgen Neffe: Es war einmal. Die Ära des gedruckten Buches geht zu Ende. Kein Grund zur Trauer; dieser ZEIT-Artikel hat in der Branche für einen schmerzvollen Aufschrei gesorgt).

Nein, Johnsons Artikel ist erfrischend ausgewogen. Er beleuchtet die negativen Seiten des verstärkten E-Lesens (konzentriertes Lesen und Eintauchen in den Text nur noch eingeschränkt möglich), die Chancen für das buchverteibende Gewerbe (Spontankäufe!) und das lesende oder schreibende Individuum (kollektives Lesen! Links! Austausch!) und prognostiziert Dinge, deren Beurteilung als positiv oder negativ jedem selbst überlassen ist. Das Comeback des Cliffhangers zum Beispiel.

Enjoy:
  


Donnerstag, 7. Mai 2009

Fragen über Fragen

Nun ist es leider nicht so einfach, sich in Deutschland einen Kindle 2 zu organisieren. Dazu braucht man zunächst einmal eine amerikanische Kreditkarte und eine amerikanische Postadresse. Den Familienbanden sei Dank, war das bei mir kein Problem.

Auftritt Stimme der Vernunft: Aber, Eva, das will alles gut durchdacht sein! Kannst Du denn damit überhaupt in Deutschland E-Books herunterladen? Oder nur von Amazon.com? Und überhaupt, funktioniert das nicht alles über das Handynetz?
Eva: Guter Punkt, Stimme der Vernunft, da werde ich einmal nachfragen.

Zwei Emailanfragen beim "Express-Email-Kundenservice" von Amazon verhallen unbeantwortet.

Akt II:
Amazon-Kundentelefonservice: "Willkommen bei Amazon.de. Um Ihre Anfrage an den richtigen Mitarbeiter weiterzuleiten, wählen Sie bitte eine der folgenden Optionen. Drücken Sie "1" für Fragen zu einer Bestellung bei Amazon oder Amazon Marketplace. Wenn Sie Fragen zum MP3-Download haben, drücken Sie bitte die "2". Drücken Sie "3" falls sie eine Frage als Amazon-Marketplace -Verkäufer haben."

Fragen zu Produkten werden offensichtlich gar nicht angenommen. Ach, gute alte Buchhandlung. Ich drücke die "1" und gerate an eine freundliche Dame.
- "Ja, guten Tag, ich hätte eine Frage zum Kindle 2."
- "Zu was?"
- "Zum Kindle"
- "Was ist das?"
- "Das elektronische Lesegerät von Amazon."
- Schweigen.
- "Ihr E-Book Reader."
- "Und was für eine Frage haben Sie dazu?"

Ich schildere Ihr meine Frage. Kann ich damit auch in Deutschland E-Books herunterladen? Gibt es Erfahrungswerte?
- "Ja, das können Sie auf jeden Fall."
- "Sind Sie da sicher? Oder wissen Sie, an wen ich mich da sonst wenden könnte?"
- "Nein, nein ich bin mir da 100%ig sicher."
Ich wende nicht ein, dass Sie vor einer Minute noch nicht mal wusste, was ein Kindle ist. Ich bedanke mich artig für das Gespräch und lege auf.

Auch dem nächsten Mitarbeiter, den ich in der Leitung habe, muss ich erst erklären, was ein Kindle ist. Doch er vertritt eine andere Meinung.
- "Wissen Sie, das geht bei uns nicht, hier in Deutschland gibt es doch die Buchpreisbindung, das heißt, dass ein Buch immer nur zum selben Preis verkauft werden darf."
Aha, das wird nun also mal wieder eine Buchpreisbindungsdiskussion.
- "Aber den Sony Reader gibt es doch hier auch. Und für den sind Inhalte auf Thalia.de erhältlich. Und etliche Verlage bieten das auf Ihren Seiten auch an. Für die gilt doch auch die Buchpreisbindung."
Der freundliche Mitarbeiter bittet mich, zu warten, er möchte sich kurz mit Kollegen besprechen. Fünf Minuten später ist er wieder in der Leitung. Er dankt mir für meine Geduld. Also, er habe sich informiert und er und seine Kollegen seien sich einig, dass die E-Books in Deutschland nicht auf den Markt kommen würden.
Wegen der Buchpreisbindung.

Ich gebe auf und schreibe eine Email-Anfrage an Amazon.com.
Nach zwei Stunden ist die Antwort da.
In Deutschland könne man problemlos die englischen E-Books von Amazon.com per Computer (also nicht über das Handynetz) herunterladen. Damit habe man schon Erfahrungen gemacht. Einzige Voraussetzung sei eine amerikanische Kreditkarte. Wann es auch deutsche E-Books auf Amazon.de zum Herunterladen gäbe, ließe sich allerdings noch nicht sagen.
God bless America.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Wie alles begann...

Es war einmal an einem sehr regnerischen Tag vor nicht allzu langer Zeit, als ich beschloss, mir einen Kindle 2 zuzulegen. Seit dem Abitur habe ich immer in irgendeiner Kapazität in der Buchbranche gearbeitet, tue das nach wie vor und bin beeindruckt von der Panik, die ob der E-Books herrscht. Der Untergang des Abendlandes. Das glaube ich nicht, bevor ich es nicht selbst gesehen habe.