Mittwoch, 29. Juli 2009

Seitenzahlen

Ein Buch zu lesen ist immer auch eine Leistung. Es ist anstrengender, als sich vom Fernseher berieseln, oder sich auf Facebook von Seite zu Seite treiben zu lassen; es erfordert eine bewusste Entscheidung, man muss sich Zeit nehmen, sich konzentrieren.

Um so befriedigender ist es nachher, wenn man mal konzentriert und nicht nur in der U-Bahn oder beim Warten auf den Bus mehr als 10 Seiten am Stück gelesen hat. Man klappt das Buch zu und hat das Gefühl etwas geleistet zu haben. Der Grad dieser Leistung hängt natürlich von vielen Faktoren ab, der Stilebene, des Themas aber auch und vor allem von der Dicke des Buches.

Warum sind wir besonders stolz, die Buddenbrooks oder Anna Karenina gelesen zu haben? Ich würde behaupten: Auf der oberflächlichen Plot und Stilebene sind beide ziemlich leicht zu lesen. Es ist, weil sie so dick sind. Die Seitenzahlen repräsentieren die Zeit, die man in das Lesen eines Werks investiert hat.

Oft sagt man, man hat schon 280 von 350 Seiten geschafft und beziffert so den eigenen Lesefortschritts. Dass das Gefühl, viele Seiten geschafft zu haben, sehr befriedigend sein kann, darauf weist auch der jünste Erfolg dicker Bücher hin, seien es nun Harry Potter oder die Biss/Twighlight-Serie.

Wie verhält es sich aber nun beim Kindle? Hier kann man den eigenen Lesefortschritt nicht anhand der Position den Lesezeichens im Buchblock erkennen. Hier gibt es nicht einmal Seitenzahlen! Das Buch liegt als fortlaufendes Dokument vor und wird dann anhand der gewählten Schriftgröße auf die angezeigten Kindle-Seiten verteilt.

Die Position im Dokument wird stattdessen in Prozent und in sogenannten "Locations" angegeben:


Ich muss zugeben, dass ich mit diesen Locations nicht viel anfangen kann. Aha, nun bin ich auf Position 1000-1008 von 4209. Oder auf 7341-46 von 13188. Daraus kann ich ungefähr ersehen, dass ich bei ersterem Buch ca. bei einem Viertel und bei letzterem ungefähr bei der Hälfte bin. Was mir auch die 23% bzw. 55% sagen. Der einzige leserelevante Informationsmehrwert der "Locations" ist, dass man ein Gefühl für die Länge des Buches bekommt. Buch 2 scheint erheblich länger zu sein, als Buch 1 (kein Wunder! Buch 2 ist Anna Karenina). Wofür die Locationangabe allerdings nützlich sein dürfte, ist für das exakte Zitieren. Aber ich als Leser-zu-nicht-akademischen-Zwecken könnte auf diese Anzeige gut und gerne verzichten.

An die Prozentangaben aber habe ich mich ziemlich schnell gewöhnt. Ich bin jetzt nicht mehr "auf Seite 136", sondern "bei 47%" und finde das gar nicht so gravierend. Auch physische Seitenzahlen sind keine unumstößlichen Wahrheiten, sondern das Ergebnis von einem fortlaufenden Dokument, das von einem Hersteller in einen Satzspiegel gebracht wird und die je nach Schriftgröße, -art und Rand variieren.

Nun werde ich eben zu spät kommen, abends das Licht noch nicht ausschalten oder nicht ans Telefon gehen, nicht "weil ich noch 5 Seiten habe", sondern "weil ich bei 99% bin".
Nur die dicken Buchrücken der Buddenbrooks, der Wohlgesinnten und von Anna Karenina im Regal als Trophäen der vollbrachen Leistung, die wird der Kindle nicht ersetzen können.

Freitag, 24. Juli 2009

Deutsche Zeitungen und Zeitschriften auf dem Kindle?

Zunächst vielen Dank an Kirsten, die mir die Frage gemailt hat, ob man deutsche Zeitungen und Zeitschriften auf dem Kindle lesen kann.

Die Antwort: Man kann.
Im Amazon Kindle Store unter Kindle Newspapers > Germany, bzw. Kindle Magazines.
Aber leider bislang nur ganz wenige, nämlich: die FAZ, das Handelsblatt und die Wirtschaftswoche (Verlagsgruppe Handelsblatt). Das war es auch schon.

Die FAZ und das Handelsblatt kosten $14.99 im Monatsabonnement bzw. $0.75, falls man nur eine einzelne Ausgabe kauft, die Wirtschaftswoche $7.99 pro Monat oder $2.99 pro Einzelausgabe.

Ausgeliefert werden die Ausgaben, die einen Großteil der Artikel (bei der FAZ ca. 60 Artikel pro Tag), nicht aber alle, und v.a. nicht alle Bilder und Börsenkurse enthalten, in den USA wireless per Whispernet, in Deutschland wieder durch Anstöpseln an den Computer (siehe Gebrauchsanweisung). Verfügbar sind sie ab ca. 2 Uhr nachts (CentralEasternTime).
Die Darstellung ist vergleichbar mit dem Lesen einer Zeitung im Internet. Da man den Computer aber auch für das Herunterladen braucht hat diese Funktion für den Leser in Deutschland also nur den Vorteil, dass er mit der Zeitung mobil ist.

Die Nichtdeutschmuttersprachlichen Leser der Kindleausgabe von FAZ&Co in den USA fordern übrigens auch ein Deutsch-Wörterbuch als Zusatzfunktion. Wer weiß, vielleicht wird der Kindle ja wirklich als Lernmittel seinen großen Durchbruch erleben?

Montag, 20. Juli 2009

Meine Lieblingsfunktion: das Wörterbuch

Zugegeben, Amazon macht es einem nicht gerade einfach, den Kindle außerhalb der USA zu nutzen. Man braucht eine amerikanische Kreditkarte, eine amerikanische Lieferadresse und der Download von Büchern ist auch etwas umständlicher als in den USA (siehe dieser Blogeintrag). Dabei hat der Kindle eine Funktion, die meiner Ansicht nach von der englischsprachigen Führungsriege von Amazon mit ihrem Scheuklappenblick auf den US-Markt noch völlig unterschätzt wird: das Wörterbuch. So einfach und doch revolutionär in Kombination mit einem Lesegerät. Die USP für jeden, der seinen Englischwortschatz erweitern will!

Man navigiere mit den kleinen Joystick den Cursor (der blinkende Balken, siehe Photo unten)vor das unbekannte Wort. Was bitte ist 'Plimsoll'? Und prompt erscheint eine Kurzerklärung am unteren Rand des Bildschirms. Sollte man eine ausführlichere Erklärung benötigen, muss man einfach die Return-Taste drücken et voilà.


Mit 'plimsoll' habe ich - zugegeben - ein extremes Beispiel ausgesucht. Das Wörterbuch hilft aber nicht nur bei exotischen Sacherklärungen, sondern auch schon bei den einfachsten Verben, die einem gerade entfallen sind.
Was für eine wundervolle Funktion für uns Englischlernende! Vorbei sind die Zeiten, in denen man neben dem Buch noch ein Wörterbuch liegen hat und den Lesefluss durch mühsames Nachschlagen unterbrechen muss! Ich wünschte, ich hätte The Corrections damals schon auf dem Kindle lesen können.
Was wir nun brauchen, sind Kindle-Worterklärungen und Kindle Ebooks auch in weiteren Sprachen! Auf geht's, Amazon!

Montag, 13. Juli 2009

Wie lade ich in Deutschland Ebooks für den Kindle herunter?

Ja, wir haben es schon schwer. Wir können nicht einfach überall mit unserem Kindle über's Handynetz im Kindle-Shop stöbern und - egal wo wir uns befinden - innerhalb weniger Sekunden ein Buch auf unserem geliebten Lesegerät haben.

Das bleibt den Amis vorbehalten (zumindest so lange, bis Amazon und T-Mobile oder Vodafone sich geeinigt haben) und wir müssen unsere ebooks nach wie vor über die Amazon-Seite auf den Computer laden und von dort per USB auf den Kindle verschieben. Schwer ist das auch nicht. Im Prinzip wie beim iPod, bis auf, dass sich der Kindle nicht automatisch synchronisiert, sondern manuell auf den Kindle verschoben werden muss.

Hier eine Step-by-stey Anleitung ganz en detail, wie das Herunterladen von ebooks auf den Kindle in Deutschland funktioniert:

Man nehme such sich ein Ebook des Begehrens im Amazon.com Kindle Bookstore aus. Meine Wahl ist auf Jeff in Venice von Geoff Dyer gefallen. Das sieht dann so aus:


In der rechten oberen Ecke befindet sich das grüne Kästchen "Buy now with 1-Click". Dort stelle man zunächst bei "Send wirelessly to" den Namen seines Kindles ein und drücke dann besagte "Buy now with 1-Click" Taste. Nun muss man sich mit dem (amerikanischen!) Amazon-Account anmelden unter dem auch der Kindle registriert ist.

Da uns das ebook aber ja leider nicht wirelessly zugesandt werden kann, klicken wir in die Menü-Registerkarte "Manage your kindle" in der oberen rechten Ecke.

Dort finden wir dann die Auflistung "Your Orders", bei der unser neuster Schatz ganz oben stehen sollte.


Rechts neben Titel, Autor und Bestelldatum befindet sich ein drop-down-Menü "Download/Send to...". Hier hat man die Wahl zwischen "Computer" und seinem Kindle. Man wähle "Computer".

Nun erfolgt ein ganz normaler Download-Vorgang. Man wähle "Datei speichern". (Der Dateityp ist übrigens 'AZW'.)



Nun erscheint das AZW-Dokument auf dem Desktop (oder wohin immer man seine Downloads speichert). Spätestens jetzt sollte man seinen Kindle per USB an den Computer anschließen.

Nun wird "Kindle" als neues Laufwerk erkannt. Man klicke darauf und erhält sieht folgende 4 Ordner:
Nun ziehe man das AZW-Dokument per Drag-and-Drop in den Ordner 'documents'.

Et voilà.
Nun kann ich Jeff in Venice auf meinem 'Karl' lesen.

Donnerstag, 9. Juli 2009

News: Amazon senkt Kindle-Preis

Amazon hat den Preis des Kindle von 360$ auf 299$ gesenkt.
Damit ist der Kindle zumindest etwas näher an den Konkurrenzprodukten: Der Sony-Reader kostet aktuell 280$, der weniger bekannte Cool-er 250$.

Erste Eindrücke: Augenfreundlichkeit und Haptik

Wir hatten einen tollen ersten Tag zusammen, mein Kindle und ich. Ich habe etliche Samples (Probekapitel) kostenlos heruntergeladen, drei gemeinfreie Bücher und ein "richtiges" E-Book (Eat, Pray, Love von Elizabeth Gilbert), ich habe im Sessel und im Bett gelesen, den Kindle in der Handtasche verstaut und für die U-Bahn-Fahrt wieder ausgepackt.

Mit der detailierten Gebrauchsanweisung werde ich mich bei Gelegenheit auseinandersetzen (die Ergebnisse werde ich dann an dieser Stelle veröffentlichen), aber glücklicherweise geht schon eine ganze Menge intuitiv.

Da wir schon von intuitiv sprechen, intuitiv würde ich sagen, dass ich das Lesen auf dem Papier dem auf dem Computerbildschirm definitiv vorziehe. Allerdings finde ich das Lesen auf dem Kindle wesentlich unanstrengender als auf einem gewöhnlichen Bildschirm. Es lebe E-Ink! Das kann auch daran liegen, dass der Kindle 2 eben noch keine Farben darstellen kann und das Weiß auch nicht strahlend weiß ist, sondern eher dem augenfreundlichen Ton englischer Massenmarktpaperbacks mit riesigem Holzanteil entspricht.
Fazit: Das Lesen auf dem Kindle 2 ist sehr angenehm.

Haptik: Auch ein sehr kritischer Punkt. Ja, es ist wundervoll, ein Buch in der Hand zu halten. Vor allem wenn es neu ist und noch ganz frisch nach Leim und Farbe riecht. Aber der Kindle hat auch keine üble Haptik. Ich habe mir einen Amazon-Lederumschlag dazu bestellt (auf die 30$ kam es auch nicht mehr an) und der liegt sehr angenehm in der Hand. Der bloße Kindle wäre mir schon wieder zu dünn. Aber mit Umschlag hat er sogar eine wertigere Haptik als ein konventionelles Buch.
Fazit: Mit Umschlag ist der Kindle sehr angenehm zu halten.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Münchner Kindl(e)


Er ist da, mein Münchner Kindl(e)! Frisch importiert aus den USA.